Das Publikum spielte die Flugreise der Akkordeonmusikgruppe mit

Eigentlich hatten die Zuhörer im Dorfgemeinschaftshaus Hoiersdorf doch auf ganz normalen Holzstühlen Platz genommen. Nun ja, die Eintrittskarten sahen schon wie Flugtickets aus, doch nun gab es vom Ansager Bernd Ruhe Anweisungen wie beim Start eines Urlaubsjets: Bitte achten Sie auf die Sauerstoffmasken, die im Notfall herunterfallen könnten. Auch Schwimmwesten liegen bereit. Aber ach, die brauchen wir ja nicht wirklich – es geht ja um Musik. Na, dann greifen Sie doch bitte mal unter Ihre Sitze!

Hervorgezaubert werden nun bunte Trommeln und blinkende Blechratschen. „Meine Damen und Herren, versuchen Sie doch einmal das!“ Ein rudimentärer Rhythmus – bum-bum-kratsch – raunt einheitlich aus den Publikumsreihen, der Dirigent Heiko Hartmann übernimmt jetzt das Kommando. Nacheinander gesellen sich nun die einzelnen Orchesterstimmen dazu: Die vierte Stimme, der Bass, das Keyboard, die dritte Stimme. Es entwickelt sich nach und nach das modifizierte Rhythmusmotiv, das nun jeder erkennt, und der erste Orchestersong ertönt. Es ist das legendäre „Africa“ von der Gruppe Toto.

Die zwei kleinen Stewardessen aus dem Starter haben sich zurückgezogen. Man wird sie später wiedererkennen, als Spielerinnen im Jugendorchester.

So begann das Konzert der Akkordeonmusikgruppe am letzten Wochenende in Hoiersdorf im Dorfgemeinschaftshaus, das die Mitglieder der Gruppe mit viel Engagement und Herzblut ausgeschmückt hatten mit Papierfliegern, Girlanden, Weltkarten und Globus.

Das Hauptorchester zog nun mit den Fluggästen über die Welt, landete hier und dort und präsentierte auf den imaginären Landeplätzen Western, Tango, Musical und Filmmusik. Gefällig gespielt, sehr abwechslungsreich, die einzelnen Akkordeonstimmen ergänzten sich mit feinen Rhythmen und wendigen Läufen. Vivien Bollbach ist die Spezialistin für die verschiedenen Percussioninstrumente, Marvin Schultz unschlagbar und professionell am Keyboard sowie am Knopfakkordeon, Kerstin Bauer spielte warm und geschmeidig Soloparts der ersten Stimme, Julia Kühne führte sicher und routiniert die Begleitstimme mit dem Elektronium. Der wohlig beheizte und dicht besetzte Raum des Dorfgemeinschaftshauses füllte sich mehr und mehr mit inniger Musik. Zeitweise legte auch der Flugkapitän Kostüm und Dirigentenstab beiseite und vereinte sich im Trommeln auf der Cachon mit seinem Orchester.

Das Akkordeonorchester spielte sich an diesem Nachmittag von „Hallo, da sind wir mal wieder“ bis auf Bestleistung hinauf – verdienter Höhenflug nach dem Übungseinsatz des vorausgegangenen Jahres. Vierzig Übungsabende, Sonderproben mit den einzelnen Stimmen und eine dreitägige Orchesterfahrt gehen dem Jahreskonzert immer voraus. Die Instrumente werden nicht kalt, auch nicht auf 10000 Höhenmetern.

Auf dem Flug wurde die Akkordeonmusikgruppe Schöningen begleitet von einigen Gastkünstlern.

Das Cello-Esemble der Kreismusikschule Helmstedt mit ihrem Übungsleiter und die Smallgroup der Tanzformation „Little Dancers“ vom TC Schöningen bereicherten mit ihren Auftritten das Konzertprogramm.

Die Akkordeon Kiddies, die von Kerstin Bauer unterrichtet werden, und das Jugendorchester der AMS spielten ein Gemeinschaftsstück unter der Leitung von Anke Hartmann.

Auch das Ensemble des Orchesters, die Spieleriniative besonders für zusätzliche Auftritte bei Feiern und Festen, hatte ein konzertantes Stück eingeübt und vorgetragen.

Viel Musik und Theater machte diesen Nachmittag zu einem gelungenen Flug der Akkordeonmusikgruppe Schöningen. Das Publikum ließ sich gern auf den Spaß mit dem Dirigent Heiko Hartmann und Co-Dirigentin Gabi Ruhe ein und forderte getreu der Spielidee nach der Zugabe: „Noch mal über Schöningen fliegen!“

Am Ende blühte „The Rose“, mit Stimme von Julia Wendhausen. Landung geglückt.

Bericht von Karin Watolla